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Martin J. Kirschenbaum – ein Portrait

Ein Film von Elisabeth Breit-Schröder

Produziert vom Münchener Institut für Systemisch-Integrative Therapie, MiSiT e.V.

Martin J. Kirschenbaum, geboren 1928 in New York, war einer der Pioniere der systemischen Therapie in Europa. Er lehrte über 30 Jahre lang in Deutschland, Schweden, Schweiz, Italien und den USA integrative Paar- und Familientherapie. Der interkulturelle Dialog war ihm nicht nur ein Anliegen, er lebte ihn. Authentizität, Humor und gelegentlich auch Provokation waren wesentliche Elemente seines Unterrichtens. Auch schuf er einen sicheren Rahmen, um belastende Aspekte der eigenen Familiengeschichte zu bearbeiten, die mit Verstrickungen der Eltern- bzw. Großelterngeneration in der Zeit des Nationalsozialismus zu tun hatten. Martin Kirschenbaums Fähigkeit, mit diesen Themen zu arbeiten, war beeindruckend und bewegend. Das „Münchener Institut für Systemisch- Integrative Therapie, MiSiT e.V.“ hat 2011, wenige Monate vor Martin Kirschenbaums Tod, ein filmisches Portrait über Leben und Arbeitsweise dieses unkonventionellen und höchst kreativen Lehrtherapeuten erstellt. Darin wird er, rückblickend auf sein Leben, noch einmal sichtbar als wunderbarer Erzähler von Geschichten und als glaubwürdiger Vertreter der humanistischen Psychologie und des damit verbundenen Wachstumsmodells.

•    Originalton mit deutschen Untertiteln

•    Gesamtlänge des Filmportraits: 147 Minuten

•    Zusätzlich: Videoausschnitt aus einem Weiterbildungsseminar von 1986 / 20 Minuten

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Bestellen der DVD bei:

MiSiT e. V.

Destouchesstr. 14

80803 München

Tel.: 089 / 307 246 37

Fax: 089 / 307 246 38

Email: info@misit.de

 

Preis: 29. – EUR (incl. 7 % MWSt.)

Zzgl. Versandkosten : 4, - EUR

Martin J. Kirschenbaum –
Nachruf (Teil 1)

07.11.1928 – 23.05.2012

Martin J. Kirschenbaum war einer der Ersten, die in den 1970er Jahren die systemische Familientherapie nach Deutschland brachten. Er initiierte die Gründung von drei Familientherapie-Instituten: In München (1975), in Berlin (1976) und in Hamburg (1978). Von 1975 bis 2005 leitete er fortlaufend dreijährige Weiterbildungsgänge. Allein am Münchener Institut für Systemisch-Integrative Therapie, MiSiT e.V., bildete er circa 500 Paar- und Familientherapeuten aus. Außer in den bereits erwähnten Städten war er in Weiterbildungsgängen in Wiesbaden und Oldenburg, in der Schweiz und in Italien tätig. Daneben führte er Trainings für Supervision und Fortgeschrittenen-Programme in Paartherapie durch. Ehemalige Ausbildungsteilnehmer gründeten weitere Institute. Martin Kirschenbaum hat der systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum wesentliche Impulse gegeben.

1928 in New York geboren wuchs er in bescheidenen Verhältnissen in Brooklyn auf. Seine jüdischen Großeltern stammten aus Ostpreußen, Litauen, Österreich und Ungarn und wanderten in den 1890er Jahren wegen des dort herrschenden Antisemitismus in die USA aus.

1951 gewann Martin Kirschenbaum ein Stipendium an der City of New York University und absolvierte dort den ersten Teil seines Psychologiestudiums. 1952 bis 1955 war er als U.S.-Army-Psychologe in Deutschland stationiert und in dieser Funktion im Schwabinger Krankenhaus in München tätig, wo er mit der Diagnostik und Behandlung von psychisch auffälligen Air-Force-Offizieren betraut war. Martin Kirschenbaum kam als jüdischer Amerikaner einerseits mit gemischten Gefühlen nach Deutschland, andererseits fühlte er sich auf Grund seiner familiären Wurzeln im deutschsprachigen Raum schnell "zuhause". Er erkannte, dass auch viele Deutsche unter dem Krieg sehr gelitten hatten und vielfach traumatisiert waren. Die Erfahrungen aus dieser Zeit prägten seine Sicht auf Deutschland und weckten erstmals sein Interesse an der therapeutischen Arbeit mit psychischen Kriegsfolgen.

Nach dem Abschluss seines Studiums in Klinischer Psychologie und seiner Promotion (1961) auf dem Gebiet der Wahrnehmungspsychologie (graduated with honors) an der University of Kansas war er über viele Jahre in den USA als Klinischer Psychologe auf verschiedenen Gebieten tätig. Im Laufe der späten 1960er Jahre spezialisierte er sich auf systemische Paar- und Familientherapie und gründete neben anderen Instituten die California Graduate School of Family Psychology, ein vom Staat Kalifornien anerkanntes Ausbildungsinstitut zur Erlangung des Ph.D. in Klinischer Psychologie. Martin Kirschenbaum ist der humanistisch- wachstumsorientierten Familientherapie Virginia Satirs zuzuordnen, betonte jedoch zusätzlich die Integration psychodynamischer und körperorientierter Konzepte.

1968 kam er, eingeladen durch die schwedische Regierung, als erster Ausbilder in systemischer Paar- und Familientherapie nach Schweden und unterrichtete Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen an mehreren großen psychiatrischen Kliniken. Am Danderyd Psychiatric Hospital in Stockholm, geleitet von Dr. Gregor Katz, entstand unter seiner Supervision die erste Abteilung an einer Kinder- und Jugendpsychiatrie in Europa, die die gesamte Familie der jugendlichen Patienten zur Behandlung aufnahm.

Wenige Jahre später (1975) wurde ein erster Weiterbildungsgang in Deutschland unter der gemeinsamen Leitung von Martin Kirschenbaum, Carole Gammer und George Downing in Weßling bei München angeboten. Es war eines der ersten Trainings in Paar- und Familientherapie in Deutschland, das Diplom-Psychologen und Sozialpädagogen offen stand.

Martin J. Kirschenbaum – Nachruf (Teil 2)

07.11.1928 – 23.05.2012

Martin J. Kirschenbaum war einer der Ersten, die in den 1970er Jahren die systemische Familientherapie nach Deutschland brachten. Er initiierte die Gründung von drei Familientherapie-Instituten: In München (1975), in Berlin (1976) und in Hamburg (1978). Von 1975 bis 2005 leitete er fortlaufend dreijährige Weiterbildungsgänge. Allein am Münchener Institut für Systemisch-Integrative Therapie, MiSiT e.V., bildete er circa 500 Paar- und Familientherapeuten aus. Außer in den bereits erwähnten Städten war er in Weiterbildungsgängen in Wiesbaden und Oldenburg, in der Schweiz und in Italien tätig. Daneben führte er Trainings für Supervision und Fortgeschrittenen-Programme in Paartherapie durch. Ehemalige Ausbildungsteilnehmer gründeten weitere Institute. Martin Kirschenbaum hat der systemischen Therapie im deutschsprachigen Raum wesentliche Impulse gegeben.

1928 in New York geboren wuchs er in bescheidenen Verhältnissen in Brooklyn auf. Seine jüdischen Großeltern stammten aus Ostpreußen, Litauen, Österreich und Ungarn und wanderten in den 1890er Jahren wegen des dort herrschenden Antisemitismus in die USA aus.

1951 gewann Martin Kirschenbaum ein Stipendium an der City of New York University und absolvierte dort den ersten Teil seines Psychologiestudiums. 1952 bis 1955 war er als U.S.-Army-Psychologe in Deutschland stationiert und in dieser Funktion im Schwabinger Krankenhaus in München tätig, wo er mit der Diagnostik und Behandlung von psychisch auffälligen Air-Force-Offizieren betraut war. Martin Kirschenbaum kam als jüdischer Amerikaner einerseits mit gemischten Gefühlen nach Deutschland, andererseits fühlte er sich auf Grund seiner familiären Wurzeln im deutschsprachigen Raum schnell "zuhause". Er erkannte, dass auch viele Deutsche unter dem Krieg sehr gelitten hatten und vielfach traumatisiert waren. Die Erfahrungen aus dieser Zeit prägten seine Sicht auf Deutschland und weckten erstmals sein Interesse an der therapeutischen Arbeit mit psychischen Kriegsfolgen.

Nach dem Abschluss seines Studiums in Klinischer Psychologie und seiner Promotion (1961) auf dem Gebiet der Wahrnehmungspsychologie (graduated with honors) an der University of Kansas war er über viele Jahre in den USA als Klinischer Psychologe auf verschiedenen Gebieten tätig. Im Laufe der späten 1960er Jahre spezialisierte er sich auf systemische Paar- und Familientherapie und gründete neben anderen Instituten die California Graduate School of Family Psychology, ein vom Staat Kalifornien anerkanntes Ausbildungsinstitut zur Erlangung des Ph.D. in Klinischer Psychologie. Martin Kirschenbaum ist der humanistisch- wachstumsorientierten Familientherapie Virginia Satirs zuzuordnen, betonte jedoch zusätzlich die Integration psychodynamischer und körperorientierter Konzepte.

1968 kam er, eingeladen durch die schwedische Regierung, als erster Ausbilder in systemischer Paar- und Familientherapie nach Schweden und unterrichtete Psychiater, Psychotherapeuten und Psychologen an mehreren großen psychiatrischen Kliniken. Am Danderyd Psychiatric Hospital in Stockholm, geleitet von Dr. Gregor Katz, entstand unter seiner Supervision die erste Abteilung an einer Kinder- und Jugendpsychiatrie in Europa, die die gesamte Familie der jugendlichen Patienten zur Behandlung aufnahm.

Wenige Jahre später (1975) wurde ein erster Weiterbildungsgang in Deutschland unter der gemeinsamen Leitung von Martin Kirschenbaum, Carole Gammer und George Downing in Weßling bei München angeboten. Es war eines der ersten Trainings in Paar- und Familientherapie in Deutschland, das Diplom-Psychologen und Sozialpädagogen offen stand.

Martin J. Kirschenbaum – Virginia Satir (Teil 1)

In diesem Jahr wäre Virginia Satir 100 Jahre alt geworden. Sie wurde am 26. Juni 1916 in Neillsville in Wisconsin geboren. 1932 begann sie ihre Ausbildung am Milwaukee State Teachers College (jetzt University of Wisconsin-Milwaukee), die sie mit einem Bachelor- Abschluss beendete. Nach einer Zeit der Tätigkeit als Lehrerin absolvierte Satir eine Ausbildung zur Sozialarbeiterin und begann 1951 in eigener Praxis mit Familien zu arbeiten. Ab 1955 unterrichtete sie das Fach Familiendynamik am Illinois Psychiatric Institute. Sie setzte sich mit großem Selbstbewusstsein als erste weibliche Pionierin auf dem Gebiet der Familientherapie durch. Ende der 1950er Jahre zog sie nach Kalifornien. Dort wurde sie 1959 von Don D. Jackson und Jules Ruskin in das Gründungsteam des Mental Research Institute in Palo Alto bei Stanford (USA) berufen, wo sie die Leitung der Ausbildungsabteilung des Instituts übernahm und das erste familientherapeutische Ausbildungsprogramm in den USA entwickelte. Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre war Virginia Satir häufig in Deutschland zu Gast, um hier Workshops und Kurse zu geben. Viele Therapeutinnen und Therapeuten wurden von ihr geprägt und führten ihre Arbeit mit Familienskulpturen und die von ihr entwickelte Methode der Familienrekonstruktion fort. Virginia Satir betonte die große Bedeutung der familiären Kommunikation für das Selbstwerterleben und war eine Meisterin im Aktivieren des positiven Potentials in Menschen. Insofern kann sie als Wegbereiterin ressourcen- und lösungsorientierter Ansätze in der systemischen Therapie gesehen werden.

Martin J. Kirschenbaum über Virginia Satir:

Martin J. Kirschenbaum war in den 1960ger Jahren tätig als Leitender Psychologe am San Francisco Day Tribune Centre in Kalifornien. In dieser Zeit nahm er an einem der ersten Ausbildungsprogramme in Familientherapie in den USA am Mental Research Institute unter der Leitung von Virginia Satir teil.

Er war von 1975 – 2005 Leiter zahlreicher systemischer Weiterbildungen in Deutschland und Gründer des Münchener Instituts für Systemisch-Integrative Therapie, MiSiT e.V.

Martin Kirschenbaum: „Ende der 1960er Jahre traf ich Ben Haendelmann, der Leitender Sozialarbeiter am NAPA State Hospital war. Er sagte: „Marty, es gibt da unten in Palo Alto eine Frau, die macht Live-Therapie mit Familien. Die ganze Familie kommt in die Sitzung. Willst du mitkommen und ihr zuschauen?“. „Die ganze Familie?“, sagte ich. „Ja, alle, die Mutter, der Vater, die Kinder, sogar das Au-Pair-Mädchen und sogar die Köchin. Alle!“. Ich fragte erstaunt: „Sie arbeitet mit der ganzen Familie?!“

Denn ich war vor allem darin ausgebildet, Individuen zu behandeln oder eine Gruppe. Wir beschlossen, das Mittagessen sausen zu lassen und uns aus dem Krankenhaus zu schleichen. Wir fuhren runter nach Palo Alto in die Middleton Road, in das Mental Research Institute. Ich bekam die Erlaubnis rein zu gehen und Virginia Satir zu beobachten, wie sie Familientherapie hinter einer Einwegscheibe machte. Ich war sehr beeindruckt und ich stellte fest, dass ich wieder einmal „nach Hause“ gekommen war.

Ich realisierte, dass die Arbeit, die ich in phänomenologischer Psychologie und in analytischer Therapie gemacht hatte, dass das alles mit systemischer Therapie zusammen passt, wie Hand und Handschuh. Ich fühlte, dass alles zusammenkommt, alles durch die Familientherapie zu einer Synthese kommt, all die Modelle und Methoden. Folglich fragte ich Virginia, ob ich mich für dieses Weiterbildungsprogramm bewerben könne. Sie sagte: „Ja, schön!“. Also nahm ich in den folgenden Monaten an dem Programm teil, in welchem ich von Virginia Satir in Familientherapie ausgebildet wurde.

Martin J. Kirschenbaum – Virginia Satir (Teil 2)

Ich erinnere mich, wie Virginia Satir immer alles vor den Teilnehmern demonstriert hat, mittendrin und ganz direkt! Sie zeigte dir die Interaktion, sie analysierte die Interaktion. Und sie wollte alle berühren. Sie berührte die ganze Zeit die Leute. Damals war Berührung erlaubt. Sie fasste Leute an. Sie war sehr warmherzig, sehr großzügig mit ihrem Lächeln und sehr freigiebig und sehr klar, sehr strukturiert. Virginia!

Virginia Satir war absolut der wichtigste Einfluss auf mich und aus meiner Sicht auch auf die Familientherapie. Sie war so dynamisch und so bereit, alles vorzumachen und uns zu zeigen, was sie tat. Sie hielt nicht einfach nur Vorträge, hinter einem Buch verschanzt oder von einem Vortragspodium herunter. Sie war bereit, nach vorne zu gehen und zu zeigen, was vor sich ging. Sie demonstrierte alles. Sie fasste alles irgendwie in eine dramatische Form. Und dann brach sie es runter in einzelne Sequenzen. Zuerst entwarf sie also ein Gesamtbild und dann brach sie es runter. Und du konntest sehen, wie sie mit Interaktionen umging. Sie war die erste Person, die mich lehrte, wie man Interaktionen von einem systemischen Standpunkt aus betrachtet.

Absolut präsent und sehr großzügig und sehr freigiebig und eine ganz fantastische Lehrerin! Die beste Lehrerin, die ich je kennen gelernt habe. Und sie nahm in jedem Menschen auch Gesundes und Hoffnungsvolles wahr. Sie sah, was das Potential in den Menschen war. Sie eröffnete mir das Wachstumsmodell. Sie erschloss das, was in jedem Menschen an positiven Möglichkeiten schlummerte, das, was man hervorbringen konnte.“

Dieses Zitat ist entnommen:
„Martin J. Kirschenbaum – ein Portrait“
Eine Filmproduktion des Münchener Instituts für Systemisch-Integrative Therapie, MISIT e.V. / Elisabeth Breit-Schröder / 2013
DVD 1 - Kapitel 11: „Von der Psychoanalyse zur Familientherapie“
www.misit.de

Elisabeth Breit-Schröder
Dipl.-Psych / Psychologische Psychotherapeutin
Lehrende für Systemische Therapie, Beratung und Supervision (DGSF)

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